Kultur! Kultur! Kultur! – Schweriner Lustspielhaus ver(wahr!)lost Zukunftsperspektiven

Waldweg. Seit Stunden nun denke ich darüber nach, welchem Theater ich heute meine Aufmerksamkeit widmen möchte. Blättere in meinem modernen Faustkeil nach günstigen Gelegenheiten. Von Jahr zu Jahr wird das Angebot anspruchsvoller Kulturgeschichte erheblich übersichtlicher, gar so als handle es sich um einen programmatischen Akt der Gleichstellung von Erinnerungsgeschwächten. Umso gründlicher schaut man dabei in Zeiten parallel sich verjüngender Brieftaschen das Angebot an, so daß Kosten & Nutzen wengistens fadenscheinlich in einem erklärbaren Verhältnis stehen könnten. Doch der Migrationsversuch der Situationsnotlüge scheitert kläglich. Nichts dabei, was mich wirklich befriedigt. Das bunte Windows 8 Fenster wieder zu und auf zum nächsten Anlauf. Vielleicht etwas Kabarett, doch welches? Das Angebot hier, steigend – was nicht zwangsläufig ein entsprechenden Qualitätswachstum bedeutet. Hin und her, hoch und runter… Hui! – Da ist was für mich. Ausgerechnet im Schweriner Lustspielhaus, wo die Schauspieler alle irgendwie anders bezahlt werden und die Show unentgeldlich geboten wird, ausgerechnet dort ein Highlight! Schade, die Party ist schon gelaufen und vom Dorf bis in die Kleinstadt wären es auch ein paar abträgliche Meter zu Fuß. Ich recherchiere weiter und entdecke, daß das nur eine Party von sehr vielen war, die auf einen roten Faden als Perlen aufgefädelt eine hübsche Kette des intellektuellen Anspruches ergibt. Toll! Genau das habe ich gesucht – für mich – perfekt! Viele lustige, bunte Perlen in Form von täglichen Uraufführungen von Laienschauspielern. Nein, die können es wirklich nicht besser, sie sind wirklich so, das ist absolut authentisch!

Es ist, das muß ich einfach so sagen, das beeindruckenste Theater im Stil der Glaubwürdigkeit der römisch-katholischen Kirche. Entsprechend hochwertig schon die Location, ein Schloß. Übrigens auf dem neuesten Stand des Unterhaltungstechnik. Kameras, Mikrofone, Lautsprecher… So, wie bei Big Brother. Dazu eine lustige Frau, die im Zentrum die Aufgabe hat, die Aufgaben nach Klingelglöckchenbetätigung zu verlesen. In Episode irgendwas mit Tausend dann der Supergau. Sie hat geschummelt und wurde dabei erwischt. Er sagt ihr, was er sieht. Öffentlich – vermutlich sogar schon live im Internet übertragen. Unglaublich!

Die Aufgaben, die sie verlesen soll sind Fragen, wem man welche Ressourcen am Wenigsten gönnt. Soweit habe ich das bisher verstanden, zumindestens ist das Your Daily Happy End. Die Fragen stammen meistens aus den gerade mitspielenden Vereinen. Es gibt ein paar Grundregeln, an die sich auch alle halten müssen. Nun verhält es sich aber so. Sie hat ja geschummelt, langjährige Leser wissen sicher noch, wo genau. Und sogar gegen die oberste aller Spielregeln hat sie dabei mehrfach verstoßen. Zu dumm, das eigene Wirken zu ignorieren und sich dann beim Spielehersteller über den in ihren Augen mangelbehafteten Spielteilnehmer auszuweinen. Wo der Spielehersteller doch schon beim letzten Mal erst im Nachgang eine Woche über die Vokabel „öffentlich“ den Kopf zerbrach. Irgendwie fehlt dem Spielehersteller bis heute eine zündende Idee, wie er das Schummeln seiner Ritualfee unterbinden kann.

Keine Ahnung, falls irgendwem was dazu einfällt, das Theater scheint seinem Ende nah! Nachgefragt bei treuen Fans dieser doch sehr speziellen Kulturszene war zu erfahren, daß im realen Leben dieses Spiel auf repräsentativer Ebene unmittelbare Auswirkungen auf die Realität haben soll.

Lösungsvorschläge nehmen alle Zeitungsredaktionen im Land dankbar entgegen und mit etwas Glück ist Dein Lösungsvorschlag schon morgen beim Spielehersteller in der morgendlichen Presseschau! Die Teilnahme der Redaktionen versteht sich aus Gründen der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung von selbst. Also nicht so, wie bei der Wahl – anderer unglaublich beredenswerten Tagesschau.

So… ich weiß gar nicht, wieso mein Faustkeil neuerdings auch Dinge notiert, die ich einfach still vor mich her sage. Obwohl, schön war´s ja doch. Langsam wirds kalt und regnen tuts auch. Zeit zu geh´n…

Tschüss, bis nach der Sanierung!

Waaaah! Das is ja noch fetter als beim Randgruppenfernsehen. Echte Stories, zum Lesen, Angucken, hin- und sogar weghören… Wahnsinn!

Ach nee, in Rostock gibts dies neue Superformat inzwischen auch im Testbetrieb.

Echt? Jetzt willst Du mir erzählen, daß diese Sendungen bundesweit platzieren? Ist das nicht ein bissi clever für so einen kleinen Faustkeil?

Schluß jetzt, ich mach das Ding aus. Soviel Kultur in unmittelbarer Nähe ist selbst mir zu heftig. Sonst verstehe ich womöglich noch, warum die Menschen gar keine Zeit mehr für Kultur haben.

— Gastbeitrag wurde gesendet via LTE & Windows 8 —

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